Als die kanadischen Immobilienmärkte Anfang
der neunziger Jahre kollabierten, gerieten
auch einige deutsche Fondsgesellschaften in
ernste Schwierigkeiten. Vielleicht auch
deshalb haben sich seit dem Jahr 2001 nur
wenige heimische Initiatoren nach Kanada
verirrt. Nennenswerte Engagements
verzeichneten seitdem MPC Münchmeyer
Petersen, Blue Capital, HSBC, KanAm und DB
Real Estate. Auch die KG Allgemeine Leasing
GmbH & Co. (KGAL) vertraute auf den
kanadischen Markt. Deren Tochter Alcas GmbH
hat seit 2003 jedes Jahr einen geschlossenen
Immobilienfonds mit Liegenschaften in Kanada
aufgelegt und seitdem immerhin rund 140
Millionen Euro Fondskapital in den Markt
investiert. "Für Käufer ist der Markt aber
derzeit eher schwierig", berichtet
KGAL-Geschäftsführer Gert Waltenbauer. "Es
ist viel Geld unterwegs. Der Wettbewerb um
gute Immobilien ist groß. Ähnlich wie in
Deutschland." Weitere Parallelen fallen auf.
So besitzt der nordamerikanische Staat
gleich mehrere wirtschaftliche Zentren,
damit auch mehrere Investitions- und
Büromärkte, die Fonds-Initiatoren wie Alcas
im Auge behalten. Außerdem konzentriert sich
das wirtschaftliche Leben nicht etwa auf die
Hauptstadt Ottawa, sondern auf die
2,2-Millionen-Einwohner-Metropole Toronto,
das viertgrößte Wirtschaftzentrum
Nordamerikas. "Hier sind die Finanz- und
Immobilienwirtschaft sowie Versicherungen
konzentriert", berichtet Scott Addison,
Managing Director von Colliers in Toronto.
Nun boomt die kanadische Wirtschaft und in
der Folge arbeiten sich auch die
Immobilienmärkte des Landes aus ihrem
jüngsten Formtief nach oben. Toronto
profitiert vom Boom am schnellsten. Der
Leerstand reduzierte sich von zwölf Prozent
Mitte 2004 auf nunmehr neun Prozent Ende.
Nach Informationen von CB Richard Ellis (CBRE)
ist die Leerstandsrate bei erstklassigen
Flächen inzwischen bei 2,5 Prozent angelangt.
"Das ist ein historisches Tief", sagt Ray
Wong, Regional Director von CBRE in Kanada.
Dabei darf man nicht vergessen, dass Toronto
ebenso wie andere kanadische Ballungszentren
nach dem großen Crash in den frühen
neunziger Jahren eine lange Durststrecke mit
Leerstandsraten von sogar mehr als 15
Prozent hinter sich hat. So wundert es nicht,
dass die Analysten jetzt ein wenig bang auf
die prallgefüllte Neubaupipeline Torontos
sehen. Rund 280 000 neue Büroquadratmeter
sollen schon bis Ende 2009 fertig gestellt
sein. "Die Frage ist, ob all diese Flächen
zusammen mit den noch leer stehenden
Gebäuden genügend Mieter finden werden", so
Addison. Nach Einschätzung von CBRE-Mann
Wong wird das Flächenwachstum dagegen nicht
zu Leerständen und sinkenden Mieten führen.
Weniger uneins sind sich die Experten,
wenn es um den kanadischen Ausnahmemarkt
Edmonton geht. Die zweitgrößte Stadt des
Staates Alberta und sechstgrößte Kanadas
befindet sich im Ölrausch. Neue Verfahren
zur Gewinnung von Öl aus Schiefergesteinen
und Sand hat der Region einen immensen
Unternehmenszuzug beschert. Bisher ist
dieser neue Weg der Ölförderung ebenso
umweltschädlich wie unrentabel, gilt aber
als möglicher Produktionsweg der Zukunft.
Außer Kanada sind vor allem die USA an einer
Ausweitung dieser Förderalternative
interessiert. "Neben Investitionen in die
regionale Öl- und Gasindustrie hat vor allem
das Ölschiefergeschäft die Wirtschaft
Edmontons beflügelt", berichtet CBRE-Mann
Wong. Und wenn man berücksichtigt, dass die
730 000-Einwohnerstadt zu den
Wirtschaftsregionen der Welt mit dem größten
Mietpreiswachstum im Bürosektor überhaupt
gehört, muss am Ölfieber schon etwas dran
sein. Im Frühjahr 2007 zahlten die
Unternehmen der Region 60 Prozent mehr Miete
als im Jahr zuvor. Bis zu 29 Euro pro
Quadratmeter und Monat werden für
erstklassige Einheiten verlangt. "Vom
Rohstoffboom profitiert der gesamte
Bundesstaat Alberta. Die jetzigen
Firmenansiedlungen sind eine Wette auf die
Zukunft", sagt Ottmar Schlüter, Sprecher
beim Initiator Blue Capital, der seinen
letzten Kanada-Fonds 2004 emittiert hat.
Auch KGAL-Geschäftsführer Waltenbauer
kennt sich aus in der Region. Die jüngste
Alcas-Kanada-Beteiligung "Office Towers II"
hat in zwei Bürogebäude investiert, eines
davon steht in Edmonton. "Unser Hauptmieter
ist im Ölgeschäft tätig", sagt Waltenbauer.
Noch größere Preissprünge als im
kanadischen Edmonton mussten im weltweiten
Vergleich im gleichen Zeitraum nur noch Abu
Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate, Platz
1, plus 103 Prozent), Neu Delhi (Indien,
Platz 2, plus 79 Prozent) und Sofia (Bulgarien,
Platz 3, plus 63 Prozent) hinnehmen.
Etwas gemächlicher, aber auch positiv,
entwickeln sich die übrigen kanadischen
Immobilienmärkte. Das gilt vor allem für die
Großstädte Vancouver, Ottawa, Calgary und
abgeschwächt auch für Montreal. Grund genug
für Initiator MPC Münchmeyer Petersen, sich
erst einmal vom kanadischen Markt zu
verabschieden. Seit dem Jahr 2001 brachte
der deutsche Marktführer für Kanadafonds
immerhin acht Beteiligungen mit einem
Gesamtvolumen von 1,3 Milliarden CAD (918
000 Euro) heraus.
"Aufgrund der gestiegenen
Immobilienpreise sehen wir Kanada genau wie
die USA als Verkäufermarkt", sagt
MPC-Sprecher Till Gießmann. Allein im
vergangenen Jahr hat MPC zehn
Fondsimmobilien in den Großstädten Ottawa,
Toronto und Burnaby im Wert von 540
Millionen CAD (380 Millionen Euro) veräußert
und plant zur Zeit auch vorerst keine neuen
Ankäufe von Immobilien . |